Jahrzehntelang verließ sich Algerien auf Öl und Gas. Nun entdeckt das nordafrikanische Land die Chancen für erneuerbare Energien. So entstehen neue Möglichkeiten für ausländische Investoren. Algerien kann einem den Schlaf rauben. Volker Kinzig weiß das nur zu gut, wenn er wieder einmal bis spät in die Nacht hinein in seinem Büro östlich der Hauptstadt Algier Verhandlungen führt, Mails schreibt und am Telefon auf Risikomanager und Finanzexperten zu Hause im Schwäbischen einredet. Kinzig ist Projektmanager beim Solarmaschinenbauer Centrotherm in Blaubeuren. Der hatte zwar im Juli Insolvenz angemeldet, bekam jedoch vergangene Woche grünes Licht für die Sanierung in Eigenregie. Unter Führung von Centrotherm baut ein Konsortium im Auftrag des staatlichen algerischen Stromkonzerns Sonelgaz für rund 300 Millionen Euro eine Solarfabrik außerhalb Algiers.
Dem Auftrag könnten weitere folgen, denn das nordafrikanische Land will Sonnenenergie von A bis Z ausbeuten und deshalb auch eine Polysiliziumfabrik erstellen. Ein anderer Interessent fragte bereits wegen einer Solarzellenfabrik an. "Aber wenn ich von dem enormen Potenzial Algeriens spreche, bekomme ich bei Bankern kaum Gehör", klagt Kinzig. Nachholbereich in vielen Bereichen
Dabei ist "Potenzial" das Wort, das im Gespräch mit ausländischen Unternehmern im Land am häufigsten fällt. Algerien ist das flächenmäßig größte Land in Afrika, sechs Mal so groß wie Deutschland. Die Wirtschaft hat nach Jahrzehnten sozialistischer Herrschaft, einem blutigen Bürgerkrieg in den Neunzigerjahren und der lange fast ausschließlichen Fokussierung auf die Öl- und Gaswirtschaft Nachholbedarf in nahezu allen Bereichen. Das reicht von der Infrastruktur über Wohnungsbau und Nahrungsmittel bis zu alternativen Energiequellen.
Leisten könnte sich Algerien all die erforderlichen Investitionen. Dank der Öl- und Gasexporte betrugen die Devisenreserven Ende Juni 186,32 Milliarden Dollar. Nach dem 2009 ausgelaufenen ersten Investitionsprogramm mit einem Volumen von 150 Milliarden Dollar warten bis 2014 weitere 286 Milliarden Dollar auf Verwendung. Fortsetzung folgt: Allein erneuerbare Energien will sich der Staat bis 2030 mehr als 120 Milliarden Dollar kosten lassen.
Mit Ressourcen haushalten
"Es stimmt, dass wir uns bei der Energieversorgung ausschließlich auf unsere Öl- und Gasreserven verlassen haben", sagt Rabeh Touileb, Direktor für Strategie und Entwicklung bei Sonelgaz. "Aber wir müssen mit unseren Ressourcen haushalten, damit wir durch die Einnahmen das Land weiter entwickeln können und auch den nachfolgenden Generationen etwas übrig lassen." Auch bis zu 120 000 Arbeitsplätze sollen dadurch entstehen. Algeriens Bevölkerung ist jung, aber oft ohne Perspektive.
Bei erneubaren Energien kann Algerien nichts Falsches machen. Ich hoffe nur, dass sie dort diesen Weg wirklich weiter ausbauen.
Ich hoffe auch, dass unsere „lieben Franzosen“ im Rahmen des Staatsbesuchs in einigen Tagen unsere, zum Teil, unberechenbare Regierung nicht überzeugen, Kernkraftwerke in Algerien aufzubauen. Denn das versuchen sie seit längerer Zeit.
Kernkraft scheint, ein der wenigen Bereichen zu sein, wo die französische Wirtschaft noch wettkampffähig ist. Es wäre ein Armutszeugnis, wenn die algerische Seite sich darauf einlassen würde. Es wäre fast eine Ironie der Geschichte, dass in Algerien, wo die Kolonialmacht ihre ersten Atomversuche in den 50er Jahre durchgeführt hat, (mit Folgen, die bis heute noch nicht beseitigt sind), dass nun dieses Land Kernkraftwerke für Algerien aufbauen würde. Mit einer Art Masochismus wäre das zu vergleichen. Nun warten wir ab und hoffen auf Weisheit im Alter (der Regierenden).???