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Dieses Thema hat 1 Antworten
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Bavarois Offline




Beiträge: 804

25.02.2008 15:43
Algerien gibt MiGs zurück Antworten

Algerien hat Russland 15 bereits gekaufte MiG-29-SMT-Jäger zurückgeschickt.

Das geschah kurz vor dem Moskau-Besuch von Präsident Abdel Aziz Bouteflika und löste natürlich einen Skandal aus, den die Presse sofort aufgegriffen hat.

Unangenehm ist dieser Zwischenfall nicht nur deshalb, weil ein nordafrikanisches Land auf diesem Weg seine Unzufriedenheit über die minderwertige Qualität eines militärischen Erzeugnisses geäußert hat, das die russishen Waffenhersteller exportiert haben. Im Grunde ist die gesamte militärtechnische Zusammenarbeit zwischen beiden Staaten in Zweifel gezogen worden. Dabei geht es immerhin um sieben Milliarden Dollar. Russische Vertreter hatten während des Algerien-Besuchs von Präsident Wladimir Putin den Milliardenvertrag unterzeichnet.

Die von Algerien zur Schau gestellte Reklamation war die erste in der militärtechnischen Zusammenarbeit Russlands mit anderen Ländern. Worauf ist das zurückzuführen?

Die militärtechnische Zusammenarbeit ist insofern etwas heikel, da nicht alles in die Öffentlichkeit gelangen darf. Doch Experten behaupten, dass es zahlreiche Gründe gab. Einer davon ist der Kampf zwischen den verschiedenen politischen Clans und Gruppierungen in Algerien. Zu Waffenlieferungen gehören nun einmal Vermittler, die für ihre Dienste einen beträchtlichen Teil abzwacken. Die Personen, die jetzt mit gescheiterten Hoffnungen dasitzen, sind sicherlich damit unzufrieden, dass am Vertragsabschluss nicht sie, sondern andere teilnahmen. Ohne Intrigen ist dieses Geschäft undenkbar. Etwas anderes ist es, wenn die Machtbefugnisse der Personen, die den Vertrag abschlossen, fest und unerschütterlich sind. Dann weiten sich Skandale nie zu großen Ereignissen aus.

Es gibt auch andere Gründe, darunter den Konkurrenzkampf auf dem Waffenweltmarkt. Bekanntlich erhob Paris Anspruch auf den Vertrag mit Algerien über Flugtechnik, es wollte dem südlichen Nachbarn die eigenen Rafale-Jäger verkaufen. Aber die Algerier wählten die MiG-29SMT, zumal die Vertragsbedingungen höchst vorteilhaft waren. Erstens liegt der Preis des russischen Jägers bedeutend unter dem des französischen, und das bei maximal ähnlichen taktisch-technischen Charakteristika. Zweitens verkaufte Moskau die Kampfflugzeuge an Algerien in Verrechung mit den Altschulden gegenüber der Ex-UdSSR und ihrem Rechtsnachfolger Russland. Außerdem schlug Moskau vor, als Teil des Jägerpreises alte MiG-29-Maschinen (36 Einheiten) zurückzunehmen, die Algerien früher von der Ukraine und Weißrussland gekauft hatte und die von der algerischen Luftwaffe bereits in Betrieb genommen worden waren. Wer hätte auf solche Präferenzen verzichten können?!

Es fällt jetzt schwer zu glauben, dass die an Algerien gelieferten MiG-29-SMT (einsitzige Maschinen sowie zweisitzige Übungs- und Kampfflugzeuge) wirklich nicht den Qualitätsanforderungen entsprechen. Die russischen Waffenexporteure, die sich weigern, die Situation offiziell zu kommentieren, behaupten, dass die Maschinen vor ihrem Transport zur Mittelmeersüdküste von algerischen Experten entgegengenommen wurden, die die Lieferung auch bei ihrer Ankunft prüften und sogar mit dem Betrieb der Flugzeuge begannen. Wie kann von irgendwelchen Reklamationen, von auf den Flugzeug montierten "Gebraucht-Ersatzteilen" oder verrosteten Bausätzen geredet werden, wenn das früher niemand gesehen hat? Das sind jedoch rhetorische Fragen. Russland hat das Abkommen über die Rücknahme von 15 MiG-Maschinen unterzeichnet und ist verpflichtet, sie anzunehmen.

Zugleich muss man der algerischen Seite insofern Recht geben, als die Ausführung von Exportaufträgen in den Betrieben der russischen Verteidigungsindustrie in letzter Zeit qualitätsmäßig deutlich nachgelassen hat. Davon sprechen schon selbst die Industriechefs: Erster Vizepremier und Leiter der militärisch-industriellen Kommission, Sergej Iwanow, und sein Erster Stellvertreter Wladislaw Putilin. Auf einer vor kurzem in der Akademie der Militärwissenschaften abgehaltenen Konferenz sagte Putilin: "Obwohl die Betriebe des Verteidigungsindustriekomplexes in den letzten Monaten ihre Produktion um mehr als 14 Prozent erhöht haben, darunter den der militärischen Erzeugnisse um 19,1 Prozent und den der zivilen um 7,6 Prozent, sind einige dieser Betriebe einfach nicht in der Lage, den staatlichen Verteidigungsauftrag auszuführen. Mehr noch: sie können nicht einmal die ihnen bereitgestellten Geldmittel in vollem Maße einsetzen. Dabei geizt der Verteidigungsetat schon seit langem nicht mit Finanzspritzen. 2008 zum Beispiel wurden für den Ausgleich der Verteidigungsdefizite 800 Milliarden Rubel zur Verfügung gestellt, 2009 sind 900 Milliarden und 2010 sogar 1,1 Billion Rubel geplant." (1 Euro = 36,14 Rubel.)

Die Ursachen dieses Zustands der einheimischen Verteidigungsindustrie sind ebenfalls wohl bekannt: das hohe Alter der hochqualifizierten Produktionskader (im Durchschnitt dem Rentneralter nahe); ausgediente Technologien und Werkzeugmaschinen: Die Grundausstattung der Verteidigungsindustrie ist längst über 30 Jahre alt; die wichtigsten Technologien sind verloren, die gewohnten Kooperationsbeziehungen zerrissen; es mangelt teilweise oder total an notwendigen Rohstoffen und Materialen; ferner ist es der unkontrollierte Energiepreisanstieg, der den Anstieg der Inflation überholt und die vom Wirtschaftsministerium vorgeschriebenen Deflatoren deutlich übertrifft. Schon jetzt ist klar, dass der staatliche Verteidigungsauftrag, der erst vor zwei Jahren für einen Zeitraum bis 2015 bestätigt wurde, nicht erfüllt werden kann. Nicht im Sortiment und nicht in der Menge der in Auftrag gegebenen "Erzeugnisse". Das ist bereits der dritte staatliche Verteidigungsauftrag, den die Verteidigungsindustrie hat scheitern lassen.

Absolventen der technischen Hochschulen gehen nicht gern in diesen Industriezweig. Die Löhne und Gehälter sind eher niedrig, außerdem ist dort keine schnelle Karriere zu machen, wie sie zum Beispiel in den extraktiven Industrien oder auf den Öl- und Gasfeldern möglich ist. Um ein guter Fachmann zu werden, muss in der Verteidigungsindustrie nicht etwa ein oder zwei, sondern zumindest zehn Jahre gearbeitet haben. Ein einschlägiger Beruf ist da nicht über Nacht zu erlernen. Schließlich noch eine Ursache: Früher war es so, dass die in den (meist geschlossenen) Rüstungsbetrieben Tätigen nicht in die Armee einberufen wurden. Jetzt gibt es dieses Privileg nicht mehr. Und so suchen sich junge Leute nach Beendigung einer Fachschule oder einer technischen Schule anderweitig eine Arbeitsstelle - nur nicht in einer Branche, in der obendrein jede Reise ins Ausland verwehrt ist.

Hinzu kommt, dass Russland heute im Grunde keine technischen Fachschulen mehr hat. Niemand im Lande lernt den Arbeiternachwuchs an. Ein guter Dreher, Fräser, Montageschlosser oder Schweißer sind eine Rarität, sind Gold wert. Ohne diese Menschen aber gibt es kein Flugzeug, keine Rakete, kein Schiff von hoher Qualität. Leider.

Wladislaw Putilin behauptet: "Die Gründe dieser Sachlage in der Verteidigungsindustrie sind bekannt. Davon wird in verschiedenen Formaten, darunter in allen Machtstrukturen, gesprochen - das hat bereits rituelle Formen angenommen. Doch gelang es nicht immer, eine aufeinander abgestimmte Arbeit der föderalen Exekutivorgane, der Organisationen und Betriebe an der Beseitigung der erwähnten Gründe zu organisieren."

Offenbar haben sich in den russischen Flugzeugen, die in Algerien beanstandet wurden, all diese Probleme konzentriert. Probleme, von denen viel geredet, zu deren Lösung jedoch nichts unternommen wird. Es geht darum, dass sich der Skandal mit der Rückgabe der MiG-Maschinen auf die Beziehungen nicht nur zwischen Moskau und Algier auswirken kann (das nordafrikanische Land hat übrigens die Zahlungen gemäß allen übrigen Verträgen, die während des Algier-Besuchs Wladimir Putins abgeschlossen wurden, ausgesetzt). Das ist ein starker Schlag gegen das Image Russlands als Waffenexporteur und kann in Zukunft große Unannehmlichkeiten verursachen. Fehler auf dem Waffenweltmarkt gehen nämlich ins Geld.




1ka Offline



Beiträge: 107

05.12.2008 21:52
#2 RE: Algerien gibt MiGs zurück Antworten

na ja, probieren geht über studieren, Die haben uns für blöd gehalten! und anschließend haben Sie probiert die teuere version zu verkaufen. Auch algerische Militäre werden schlau. Die neue Generation schon gar nicht!(nicht weiter erzählen: hoch brisant!!!)

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