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Dieses Thema hat 3 Antworten
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 KAFFEEKLATSCH
Kabyle Offline



Beiträge: 451

04.07.2009 22:04
Wissen Antworten

Hallo,

Ein Beitrag von heute aus der Süddeutschen Zeitung. Gerade in Krisenzeiten könnten einige (wissenschaftlichen) Erkenntnisse ggf. hilfreich sein.

Die Macht der schlechten Gedanken

Der Plazebo-Effekt hat ein negatives Gegenstück: Eingebildete Risiken oder die Angst vor Nebenwirkungen können Patienten massiv schaden.
Von Werner Bartens

Es war spät am Abend und Vance Vanders hatte eine unheimliche Verabredung. Auf dem Friedhof des kleinen Ortes in Alabama traf er einen Mann, der im Ruf stand, ein Hexendoktor zu sein. Der Magier nahm eine Flasche mit stinkender Flüssigkeit, schwenkte sie vor Vanders Gesicht herum und prophezeite ihm, dass er bald sterben müsse und niemand ihn mehr retten könne.
Vanders war wie erschlagen. Zu Hause ging es ihm stündlich schlechter. Bald war er so ausgezehrt, dass er ins Krankenhaus musste. Die Ärzte fanden keine Erklärung für seinen miserablen Zustand. Dann erzählte Vanders Frau einem Arzt von den Verwünschungen des Hexenmeisters. Der Mediziner war zunächst ratlos, dann fasste er einen Plan.
Er rief die Familie des Patienten am Krankenbett zusammen und erzählte, dass er den Hexer zur Rede gestellt habe. Der Medizinmann hätte demnach Eidechseneier in Vanders Magen gebracht, die Tiere wären geschlüpft - ein Reptil sei im Körper geblieben und würde Vanders nun langsam von innen auffressen.
Auf Geheiß des Arztes kam eine Krankenschwester mit einer riesigen Spritze mit Brechmittel. Unter großem Zeremoniell spritzte der Doktor das Emetikum und der Patient begann sich vehement zu übergeben. Im Trubel zog der Arzt eine Eidechse aus seiner Tasche, die er triumphierend zeigte: "Schau, Vance, was aus Dir herausgekommen ist", sagte er. "Der Zauber ist vorbei." Der Patient trank einen Schluck Wasser und fiel in tiefen Schlaf. Es ging ihm von Tag zu Tag besser, nach einer Woche wurde er entlassen. Mehrere Ärzte bezeugten den Fall, der sich um 1930 zugetragen hatte.
Vanders hatte Glück im Unglück, denn er überlebte den Fluch dank seines gewitzten Arztes. Andere Menschen sterben an der Kraft schlechter Gedanken. Solche Ereignisse finden sich keineswegs nur in der Geschichte oder bei Menschen, die an Voodoo glauben. Die Verwünschungen kommen heute nur in anderem Gewand daher. Neuerdings untersuchen Ärzte, welche mächtige Wirkung negative Gefühle in der Medizin entfalten. Die Nozebos (wörtlich: "Ich werde schaden") gelten in der Forschung als Gegenstück zum Plazebo.
US-Psychologen konnten zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit an Herzschlag zu sterben, für Frauen dreimal so hoch ist, wenn sie glauben, dass sie besonders anfällig für einen Infarkt sind. "Depressivität und negative Gefühle erhöhen bei allen Menschen die Gefahr für einen Infarkt so stark wie Bluthochdruck", sagt Karl-Heinz Ladwig, Herzexperte in der Psychosomatik der Technischen Universität München. Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit in den sechs Monaten zuvor seien so typisch für drohenden Infarkt, dass Ärzte den Beschwerden mehr Aufmerksamkeit schenken sollten.
Fast jeder Patient kennt auch das Phänomen, dass er Nebenwirkungen erleidet, wenn ihm Nebenwirkungen vorhergesagt werden. "Schlechte Neuigkeiten fördern schlechte Physiologie", sagt Clifton Meador von der Vanderbilt-Universität. Krebsärzte wissen, dass etlichen Patienten bereits vor der Chemotherapie schlecht wird und sie Tage vorher oder auf dem Weg ins Krankenhaus erbrechen müssen. Es ist die Erwartungshaltung, die ihnen übel aufstößt.
Manche Hexenmeister tragen heute Kittel und Stethoskop. Bekannt ist der Fall von Sam Shoeman, bei dem Leberkrebs im Endstadium diagnostiziert wurde. Shoeman, seine Familie und auch seine Ärzte glaubten, dass er nur noch wenige Monate zu leben hatte. Der Kranke hielt sich an die Prognose und starb nach einigen Wochen. Als der Leichnam untersucht wurde, wunderten sich die Ärzte. Der Tumor war mit zwei Zentimetern Durchmesser relativ klein geblieben, hatte keine anderen Organe infiltriert und auch keine Metastasen gebildet, ergab die Autopsie.
"Der Mann starb nicht an Krebs, sondern daran, dass er glaubte, an Krebs zu sterben", sagt Clifton Meador, der solche Fälle genauer untersucht hat. "Wenn man von allen so behandelt wird, als ob man bald sterben müsse, glaubt man das irgendwann. Alles im Leben dreht sich dann nur noch um das Sterben." Meador findet daran nichts Mystisches, auch wenn er versteht, dass viele Menschen sich nicht vorstellen können, dass symbolische Handlungen, Vorstellungen oder Worte bisweilen sogar tödliche Kraft entfalten können - "das fordert das bio-molekulare Bild vieler Ärzte heraus".
Nicht alle Mediziner glauben an dieses Weltbild. "Eine Behandlung oder eine ärztliche Diagnose hat nicht bei jedem Menschen die gleiche vorhersagbare Wirkung", sagt Bernd Hontschik, der als Chirurg in Frankfurt arbeitet und dafür eintritt, die Psychosomatik in jede ärztliche Fachrichtung zu integrieren. "Bei jedem Patienten ist das anders, je nachdem welche Bedeutung der Mensch der Therapie oder dem Wort des Arztes erteilt - die kann entsetzlich sein oder aber auch wunderbar wirken."
Für Hontschik greift das zweigliedrige Maschinenmodell der Schulmedizin von Ursache und Wirkung zu kurz: "Lebewesen funktionieren nicht wie Maschinen, hier gibt es mindestens noch die Bedeutungserteilung." In seinem Buch "Körper, Seele, Mensch" (Suhrkamp) führt er zahlreiche Beispiele dafür an.
So verbindet ein Patient mit der Therapie eine Wunderheilung, der andere denkt, dass er vergiftet wird und erteilt allem, was der Doktor anstellt, eine negative Bedeutung. Als Arzt gehöre die Kenntnis der physikalischen und chemischen Wirkung einer Therapie zwar zur Grundausrüstung. "Ärztliche Kunst besteht aber darin, die Bedeutungserteilung zu kennen und zu nutzen - alles andere kann auch ein Handwerker."
In den Arbeiten von Fabrizio Benedetti, Jon-Kar Zubieta oder Manfred Schedlowski wird deutlich, was im Körper passieren könnte, wenn die Kraft schlechter Gedanken zu stark wird. Die drei Wissenschaftler sind renommierte Plazebo-Forscher. Sie haben entdeckt, dass dieselben Rezeptoren im Gehirn angesprochen werden, wenn nur eine schmerzlindernde Wirkung erwartet wird oder wenn tatsächlich ein schmerzstillendes Medikament verabreicht wird.
Anders als der Plazebo-Effekt ist die Wirkung von Nozebos nicht so gut erforscht. Zubietas Gruppe aus Ann Arbor hat beobachtet, dass negative Erwartungen das Dopamin-System im Gehirn dämpfen. Dopamin gilt als Glückshormon, das euphorische Gefühle vermittelt. Das Team um Benedetti von der Universität Turin entdeckte, dass die Schmerzerwartung über Choleszystokinin vermittelt wird. Blockierten die Forscher den Botenstoff, der die Schmerzerwartung erhöht, tat es weniger weh.

"Der Schaden durch Nozebos ist enorm", sagt Manfred Schedlowski, Psychologe an der Universität Essen. "Viele Menschen nehmen ihre Medikamente aus Angst vor den Nebenwirkungen nicht ein - Ärzte müssten besser darüber aufklären." Kaum ein Mediziner sage Patienten, dass Pharmafirmen jede Nebenwirkung, die je aufgetreten ist, auflisten müssen, "auch wenn es wahrscheinlicher ist, vom Blitz getroffen zu werden".
Auch unbedachte Äußerungen lösen manche Beschwerden aus. Der amerikanische Kardiologe Bernard Lown zeigt in seinem Buch "Die verlorene Kunst des Heilens", wie vernichtend ärztliche Worte sein können. Bei einer hektischen Visite mit einem schlecht gelaunten Chefarzt hatte dieser zu seinen Assistenzärzten gesagt, dass es sich bei einer Patientin um einen typischen Fall von TS handele. TS steht im Mediziner-Jargon für Trikuspidalklappen-Stenose, eine zumeist nicht lebensbedrohliche Verengung einer Herzklappe.
Die Patienten hatte mitgehört und sagte zu Lown nach der Visite: "Das ist das Ende." TS könne ja nur "terminale Situation" bedeuten. Obwohl Lown der Dame erklärte, dass sie sich nicht zu sorgen brauche, verschlechterte sich ihr Zustand rapide. Sie bekam Atemnot, in ihren Lungen sammelte sich Flüssigkeit. Lown alarmierte den Chefarzt, dass er die Patientin dringend aufklären sollte, wie er seine Bemerkung gemeint habe. Als der Arzt gegen 19 Uhr kam, war sie bereits am Lungenödem gestorben.
"Tod durch Hoffnungslosigkeit und negative Erwartungen ist eine Steigerung des bekannten Zusammenhangs von Depression und Herztod“ sagt Peter Henningsen, Leiter der Psychosomatik an der Technischen Universität München. "Die in vielen Fallberichten geschilderten Symptome wie Todesphantasien oder Schwarzsehen sind ja eindeutig Elemente von Depressivität."
Löwn hat einige Faustregeln für Patienten entwickelt: je furchteinflößender die Terminologie eines Arztes und je düsterer seine Prognosen, desto weniger sollte man seinen Anweisungen glauben.
„Ein Arzt, der schwarzen Trauerflor aushängt, ist entweder ein Handelsvertreter oder ein Scharlatan, der niemals seinen infantilen Wunsch überwunden hat, den lieben Gott zu spielen“, sagt Lown.

Ärzte müssen nicht daran beteiligt sein, wenn Patienten schwarzsehen. In Tennessee hatte eine Lehrerin vor Jahren Gasgeruch wahrgenommen und vor der Klasse über Kopfschmerz und Übelkeit geklagt. Mehr als 100 Schüler und Lehrer berichteten nun von denselben Symptomen, obwohl sich der Geruch als harmlos herausstellte und kein Gas ausgeströmt war. Ähnliches ereignete sich in Belgien, als der Geschmack von Cola in Dosen anders war als sonst. Die Dose war mit einer neuartigen Substanz imprägniert. Der Stoff erwies sich als harmlos, dennoch wurden Dutzende Jugendliche in Krankenhäusern behandelt.
Nicht immer lassen sich die Symptome so schnell lindern wie bei dem Mann, der sich nach der Trennung von seiner Freundin das Leben nehmen wollte. Er schluckte 30 Tabletten, starke Psychopharmaka, die er im Haus hatte, weil er gerade an einer Studie teilnahm. Er brach kurz darauf zusammen, im Krankenhaus ging es ihm immer schlechter. Bald kam allerdings der Arzt vorbei, der die Studie geleitet hatte. "Er war doch in der Kontrollgruppe", sagte der Mediziner. Die Pillen, die er geschluckt hatte, waren vollkommen harmlos. Augenblicklich verschwanden alle Symptome, die er mit der Kraft schlechter Gedanken heraufbeschworen hatte.

http://www.sueddeutsche.de/wissen/813/479306/text/


Gruß und Salam

waharania Offline




Beiträge: 672

09.07.2009 11:37
#2 RE: Wissen Antworten

tja, der spuch "positiv denken" ist halt nicht umsonst.

LG

Grit

Was immer passiert, tue immer so, als wäre es genau deine Absicht gewesen.
Paul Dickson

Kabyle Offline



Beiträge: 451

12.02.2010 17:11
#3 RE: Gesundheit Antworten

Hallo,

ein Auszug aus einem Beitrag in der "SZ" von heute.


Wer schwere Gedanken los wird, lebt gesünder. Wer Depressionen hat, bricht sich leichter die Knochen. Wir haben es immer geahnt: Unsere Gesundheit hängt von unseren Gefühlen ab. Was wir nicht geahnt haben: Jetzt gibt es dafür wissenschaftliche Beweise.
Von Werner Bartens Richard Wilkinson (Illustration)

Ein erstaunliches Experiment wurde in den Dreißigerjahren in Indien zugelassen: Opfer des Versuchs war ein zum Tod durch den Strang verurteilter Verbrecher. Ein Arzt überzeugte den Gefangenen, dass es angenehmer – weil schmerzlos – sei, zu verbluten. Der Gefangene willigte ein, ließ sich ans Bett fesseln und die Augen verbinden. Der Arzt hatte mit Wasser gefüllte Beutel am Bett angebracht. Er ritzte die Haut des Gefangenen an Händen und Füßen ein. Im selben Moment ließ er das Wasser in Blechschüsseln tropfen. Erst schnell, dann langsamer, dazu stimmte er einen monotonen Singsang an.

Der Gefangene hörte es tropfen und fühlte sich bald schwächer. Als alles Wasser in die Schüsseln getropft war, hörte der Arzt auf zu singen. Er dachte, der Gefangene schlafe. Ein Irrtum – der gesunde junge Mann war gestorben, dabei hatte er kaum Blut verloren.

Negative Gedanken können immense Kräfte entfalten – sie können gesunde Menschen sogar umbringen. Aber es muss ja nicht immer gleich zu Ende gehen, schlimm genug, dass depressive Gefühle uns auch anfälliger für Krankheiten machen. Angst und Stress erhöhen die Gerinnungsneigung, das Blut wird zäher. »Aus evolutionärer Sicht war es sinnvoll, dass während eines Kampfes das Blut dicker wurde«, sagt Carl Scheidt, Psychosomatiker an der Uniklinik Freiburg. »Die Stressreaktion führte dazu, dass sich Wunden schneller schlossen.« Wer sich dagegen im Alltag ständig sorgt oder ängstigt, wer bedrückt oder verzweifelt ist, lebt gefährlich: Forscher haben in einer Studie an 20 000 Briten gezeigt, dass Menschen mit depressiver Neigung fast dreimal so oft an Herzinfarkt sterben wie gleichaltrige Nicht-Depressive.
Pragmatische Schulmediziner wollten es lange nicht wahrhaben, aber es stimmt: Unsere Gefühle beeinflussen den Körper, unsere Stimmung schlägt sich in den Organen nieder. Nicht irgendwann, sondern sofort. Nicht irgendwie, sondern konkret. Nervenbahnen, Schmerzschwellen, Stressmoleküle und Rezeptoren verändern sich abhängig davon, wie es uns geht.

Mehr und mehr Neurobiologen, Genforscher, Internisten und Chirurgen begeben sich auf Spurensuche und entdecken, was Wut und Hass, Freude und Glück im Körper anrichten können. Ihre neuesten Befunde kommen einer Revolution der Heilkunde gleich. Was lange als Gefühlsduselei oder Weisheit der Laien galt, als esoterischer Quatsch und fernöstliche Lebenshilfe, mit der vor allem Geld gemacht wird, wird derzeit von hochrangigen Wissenschaftlern experimentell bestätigt. Mit Psycho-Gequatsche hat das nichts zu tun – im Gegenteil. Experimentelle Wissenschaftler finden immer mehr Beweise für die Kraft der Empfindungen und Emotionen.

So wurde bei Angehörigen von Alzheimer-Patienten nachgewiesen, dass die Rund-um-die-Uhr-Betreuung chronischen Stress erzeugt, der nicht nur schwermütig macht, sondern auch das Immunsystem schwächt. Pflegende Angehörige erkranken öfter, werden schlechter mit Herpes- und Epstein-Barr-Viren fertig, ihre Wunden heilen langsamer.

Umgekehrt sind Gefühle wie Freude und Hoffnung, Gelassenheit und Begeisterung gesundheitsfördernd: Zuneigung und Optimismus lindern Schmerzen und helfen bei der Heilung. Zum Beispiel wurden Patienten mit Bluthochdruck darauf untersucht, wie sich liebevolle Unterstützung durch den Partner auf Herz und Gefäße auswirkte. Wer abends freundlich begrüßt wurde, einen Kuss bekam und sich aussprechen konnte, hatte einen um 2,5 Punkte verminderten Blutdruck. Außerdem nahm die Dicke der linken Herzwand ab, während sie bei Menschen in lieblosen Beziehungen zunahm – ist sie verbreitert, zeigt das Schäden durch Bluthochdruck an.

Wer geliebt wird, muss auch sterben, nur nicht so früh
»Zeigt Ihnen Ihre Frau, dass sie Sie liebt?« – diese Frage richteten Mediziner an ihre männlichen Patienten. Von denen, die mit »Ja« antworteten, bekamen nur halb so viele Infarkte im Vergleich zu jenen, die nicht das Gefühl hatten, geliebt zu werden. Auch wenn Cholesterin und Blutdruck erhöht sind, scheinen Männer allein durch das Gefühl, geliebt zu werden, geschützt zu sein. Ähnliches gilt für Geschwüre im Zwölffingerdarm. Wer sich nicht von einer Frau geliebt fühlte, entwickelte häufiger Beschwerden im Bauchraum. Bei Frauen mit Brustkrebs sind die Überlebenschancen höher, wenn sie Rückhalt durch ihren Partner spüren. Hatten Frauen mit dem Tumor das Gefühl, dass sie zu wenig Liebe bekamen, starben sie früher.
Auch unter grippalen Infekten, Magenverstimmung und Blasenentzündung leiden Frauen häufiger, wenn sie mit Männern verheiratet sind, die lieber Fußball schauen oder Karten spielen, statt mit ihnen einen Spaziergang zu machen. In harmonischen Beziehungen werden beide Partner seltener krank. Und so absurd es klingt: Wer einen Hund oder einen Hamster hat, ein paar Orchideen, einen Ficus oder Kaktus, bekommt seltener einen Infarkt oder Schlaganfall. Die regelmäßige Pflege eines Haustiers oder einer Zimmerpflanze macht robust, einer Studie zufolge sind Haustiere sogar gesünder für das Herz als der Partner. Wahrscheinlich widersprechen sie seltener.
Diese Befunde müssten eigentlich zu einer Wende in der gegenwärtigen Medizin führen. Schon jetzt leiden fast die Hälfte aller Patienten, die eine Arztpraxis aufsuchen, an somatoformen Störungen. Das heißt, der Kopf schmerzt, das Herz rast, der Rücken drückt, die Verdauung spielt verrückt – aber für alle diese Beschwerden lässt sich keine organische Ursache finden. Die Gründe für die Symptome sind psychosomatischer Natur – Ärger im Job, mit dem Partner, ungelöste Probleme. Diesen Patienten helfen keine Spiegelungen und Röntgenbilder, keine Operationen und Medikamente.

Die Medizin müsste die Ressourcen der Kranken stärken, ihre Selbstheilungskräfte wecken. Der Arzt wäre dann für den Patienten der unterstützende Partner, der dabei hilft, das Problem eigenständig zu meistern. Stattdessen nehmen Ärzte es weitgehend resigniert hin, wie Verzagtheit und schlechte Stimmung unser Leben verkürzen. Die Folge: Patienten laufen von Arzt zu Arzt und sind am Ende frustriert, weil ihnen keiner zuhört, keiner glaubt und vor allem: keiner helfen kann.

Wie groß der Einfluss unserer Gefühle auf unser Wohlergehen ist, zeigt ein Versuch, in dem sich Patienten nach einer Operation der Gallenblase in verschiedenen Zimmern erholen konnten: Die eine Hälfte schaute tagelang auf den Park, die andere auf einen Parkplatz. Wer in die Natur blicken konnte, erholte sich wesentlich schneller.

Dass sich die eigene Vorstellungskraft auch täuschen lässt, zeigt ein Erlebnis des Schriftstellers Mark Twain: An einem heißen Sommertag übernachtete er in einem Hotel am Mississippi. Die Luft war stickig, er konnte nicht schlafen. Nach Stunden warf er verzweifelt einen Schuh gegen das Fenster. Er hörte das Glas zerspringen, spürte einen kühlen Windhauch und schlief ein. Am nächsten Morgen wachte Twain erholt auf. Er sah, dass er nur das Glas eines Spiegels zerbrochen hatte. Er hatte sich allein durch die Kraft seiner Gedanken Kühlung verschafft. Wie wichtig die Imagination für den Heilungsprozess ist, untersuchen Placeboforscher seit Längerem: Zum Beispiel halten Patienten eine Injektion für wirksamer, je dicker die Nadel ist. Tabletten gelten als effektiver, je größer, teurer und bunter sie sind. (.....)

Der gesamte Beitrag: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/...3/1/1#texttitel


Gruß und Salam

amra Offline



Beiträge: 156

12.02.2010 19:33
#4 RE: Gesundheit Antworten

Danke für den schönen Beitrag! Das läßt doch hoffen, dass auch in vielen Fällen ein freundlich aufmerksamer Umgang gesundheitsfördernd sein kann.

Gruß und Salam
amra

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