Zitat von RuebeHallo Bavarois, meine Beobachtungen sind eher hier aus Deutschland. Während der drei Monate in denen mein Freund hier war, habe ich ihn fast jeden Freitag zur Moschee gefahren und da ist mir halt aufgefallen, dass dort kaum Frauen waren. Ihn habe ich natürlich auch gefragt, seine Antwort war in etwa die gleiche wie deine. Es gibt dafür keinen Grund, der im Koran zu finden wäre, es ist die Entscheidung der Frauen selber. Auf mich macht es jedoch den Eindruck, als würden sich Frauen in der Moschee nicht wohl fühlen und das finde ich komisch, so als Aussenstehende ??? Gruß Ruebe
Hallo Ruebe,
Deine Beobachtung hier in Deutschland:
Das ist bloß auf die mangelnden Räumlichkeiten zurückzuführen.
Die Frauen waren aktive Elemente des öffentlichen Lebens und beteten während der Lebenszeit des Propheten regelmäßig zu allen Zeiten in der Moschee, auch zum Früh- und zum Nachtgebet. Kinder und Babys begleiteten ihre Mütter auf dem Weg zur Moschee. Der Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, erklärte ausdrücklich, dass Männer die weiblichen Diener Allahs nicht vom Zutritt in die Moscheen Allahs, auch nicht zum Nachtgebet, fernhalten dürften. Gleichzeitig machte es der Prophet nicht zur Regel, dass die Frauen in der Moschee beten müssen. Daher gibt es Beispiele unter den Hadithen, in denen er, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, einige Frauen ermutigte - in Anbetracht ihrer Bedürfnisse und Neigungen -, das Gebet zu Hause zu verrichten. Ausgehend vom Rat des Propheten und von seinem Beispiel, sollte es niemals eine Moschee geben, die den Frauen sagt, sie sollten gehen, wenn sie eintreten wollen und an den Gebeten oder anderen Aktivitäten teilnehmen wollen.
Aufgrundedessen kann man nicht sagen, der Islam verbiete den Frauen, die Moscheen zu besuchen. Es ist auch aber nicht verpflichtend für die Frauen, das Gebet in der Moschee zu verrichten.
Nun warum ist der heutige Zustand so, dass es kaum Frauen in den Moscheen anwesend sind?
Ich würde das so erklären, meiner Meinung nach,
· Tradition und die Sitten in den ländlichen Gegenden könnte ein Grund sein · Ignoranz vieler Muslime (Großteil ist Analphabet) · Die Zwänge des Lebens (sprich: Kinder, Haushalt ..etc ) hindern die Frauen daran, zum Freitagsgebet zu gehen.
Noch eins, was meine Frau hier in Deutschland bei 3id-Gebeten in einem Zentrum beobachtet hat: Chaos herrschte im Gebetsraum der Frauen – man glaubte sich auf einem Souk – Die Frauen machen ihren Problemen Luft in der Moschee. Während der Predigt hören die Frauen nicht auf, miteinander zu reden. Das ist ein natürlich kein Verhalten. In einer Moschee soll man ruhig bleiben und nicht über die „Welt“ und „Diesseits“ reden. Dass sie während der Predigt reden, ist sogar eine Unverschämtheit und höchst unhöflich. Anders und woanders kann ich es mir nicht vorstellen.
Anstatt von dieser Anwesenheit in der Moschee zu profitieren, geht man eher mit „Ithm“ nach Hause zurück. Was haben sie davon? Fazit: Wenn es so ist, ist est indizierter für die Frauen, zu Hause zu bleiben.
In Antwort auf:· Tradition und die Sitten in den ländlichen Gegenden könnte ein Grund sein · Ignoranz vieler Muslime (Großteil ist Analphabet) · Die Zwänge des Lebens (sprich: Kinder, Haushalt ..etc ) hindern die Frauen daran, zum Freitagsgebet zu gehen.
Hallo Bavarois,
mit Tradition und Sitten in den ländlichen Gebieten bin ich als Grund einverstanden, aber es kann nicht der einzige Grund sein, denn meine Beobachtungen stammen aus Algier. Auch mit Ignoranz vieler Muslime bin ich einverstanden, obwohl ich es nicht auf Analphabetentum zurück führen würde, zumindest nicht in Algerien, dass ja in den 60er-Jahren eine Alphabetiesierungswelle erlebte. Die Zwänge des Lebens - da würde ich ja sagen, vielleicht könnte man diese ja auch mal durch jemanden anders ausführen lassen? Ältere Geschwister, Oma oder vielleicht sogar der Mann? (das soll es geben, hab ich gehört )
In Antwort auf:Noch eins, was meine Frau hier in Deutschland bei 3id-Gebeten in einem Zentrum beobachtet hat: Chaos herrschte im Gebetsraum der Frauen – man glaubte sich auf einem Souk – Die Frauen machen ihren Problemen Luft in der Moschee. Während der Predigt hören die Frauen nicht auf, miteinander zu reden. Das ist ein natürlich kein Verhalten. In einer Moschee soll man ruhig bleiben und nicht über die „Welt“ und „Diesseits“ reden. Dass sie während der Predigt reden, ist sogar eine Unverschämtheit und höchst unhöflich. Anders und woanders kann ich es mir nicht vorstellen.
Anstatt von dieser Anwesenheit in der Moschee zu profitieren, geht man eher mit „Ithm“ nach Hause zurück. Was haben sie davon? Fazit: Wenn es so ist, ist est indizierter für die Frauen, zu Hause zu bleiben.
Natürlich sollten Frauen in der Moschee nicht "dumm tüch" quatschen, aber so wie Du es schreibst, es sei dann "indizierter", dass sie zu Hause bleiben, ist irgendwie so von oben herab. Nach dem Motto, Frauen schnattern eh nur dumm rum, dann ist es doch viel besser, wenn sie Männer die natürlich nur ernsthafte Konversation betreiben und dabei in der Moschee die Probleme der Welt lösen, in Ruhe lassen.
"Natürlich sollten Frauen in der Moschee nicht "dumm tüch" quatschen, aber so wie Du es schreibst, es sei dann "indizierter", dass sie zu Hause bleiben, ist irgendwie so von oben herab. Nach dem Motto, Frauen schnattern eh nur dumm rum, dann ist es doch viel besser, wenn sie Männer die natürlich nur ernsthafte Konversation betreiben und dabei in der Moschee die Probleme der Welt lösen, in Ruhe lassen."
Im Gegensatz zu dir, vertstehe die Reaktion von Bavarois anders...."Es sei indizierter... Ich denke, ihm der Ort (Moschee) zu heilig, dass er für andere Zwecke als zum Beten gebraucht wird. Durch die Reaktion der erwähnten Frauen in der Moschee ist offensichtlich ein Bedürfnis zu erkennen, dass sie sich abreagieren und/oder über ihre Probleme reden wollen. Eine Möglichkeit, die sie vielleicht nicht haben. Darüber kann man sicherlich in einem anderen Rahmen diskutieren. Ob Männer in der Moschee die Probleme der Welt lösen sollen? Ich glaube nicht, dass sie der Ort dafür sein soll. Unter Beten verstehe ich etwas anderes. Maha, ich habe das Gefühl, du bist oft auf der Defensive und siehst manches als "Angriff" kommend. Kann es sein, dass mein Eindruck begründet ist ?
um in die Defensive zu kommen muss man ja erst einmal angegriffen werden, ich fühle mich aber nicht angegriffen, sondern Hinterfrage nur kritisch manche Aussagen. Und wenn man das Wort "indiziert" übersetzt, dann kommt für mich dabei angezeigt heraus und angezeigt bedeutet wiederum notwendig. Also ließe sich der Satz auch so lesen, dass es Bavarois für notwendig hält, dass bei einem solchen Verhalten die Frauen zu Hause bleiben. Die von Dir zitierten Sätze sollten nur verdeutlichen, wie der Satz auch ankommen KANN, natürlich nicht muss. Aber gerade die von Bavarois geschriebene Begründung liest sich für mich so, als sei die religiöse Stellung der Frau in der Gesellschaft "gottgegeben" und daher hinzunehmen. Und das finde ich eben nicht - ich bin sehr dafür, dass sich Frauen eine gleichberechtige Stellung auch in der muslimischen Gesellschaft erobern.
P.S: Erfüllt die Moschee nicht vielfach auch eine soziale Funktion, in dem man vor und nach dem Beten noch gemeinsam diskutiert? So ewtwas meinte ich mit "Probleme der Welt lösen" - ich dachte die Ironie wäre durch die Smileys verdeutlicht.
gut, dann war mein Eindruck falsch. "Ich bin sehr dafür, dass sich Frauen eine gleichberechtige Stellung auch in der muslimischen Gesellschaft erobern." Was verstehst du unter Gleichberechtigung ? Könntest du mir einige Beispiele erwähnen ? Meinst du eine ähnliche Gleichberechtigung wie in Europa etwa ?
ja wo fange ich da an? Also natürlich weiß ich auch, dass in Algerien nach dem Gesetz Männer und Frauen gleichberechtigt sind. Jedoch gibt es dennoch einige Gesetze, die abgeleitet aus der Scharia, bedingen, dass die Frauen eben nicht gleichberechtigt sind. Nehmen wir nur mal den Wali, die sie benötigen, um die Ehe zu schließen oder dass Töchter nicht den gleichen Erbanspruch haben wie Söhne. Das sie nicht ohne Genehmigung des Mannes arbeitem gehen dürfen. Oder aber das der gesetzliche Vormund der Kinder immer der Vater ist, die Mutter also für Reisen mit den Kindern seine Genehmigung braucht und er als Ehemann auch per Gesetz das Oberhaupt der Familie. Das impliziert doch ein Über- Unterordnungsverhältnis, oder nicht?
Auch wie mit Frauen im öffentlichen Leben umgegangen wird, deutet für mich darauf hin, dass es noch längst nicht in allen Köpfen angekommen ist, dass Frauen dieselben Rechte haben sollten wie Männer. Vielfach wird ihnen doch immer noch das klassische Rollenmodell aufgedrückt - entweder sie heiraten sehr jung und bekommen schnell Kinder oder aber sie machen eine Ausbildung, studieren und arbeiten, dann aber auf die Gefahr hin, dass sie keiner mehr will. Das ist jetzt bewusst etwas überzogen ausgedrückt, aber viele junge Frauen, mit denen ich gesprochen habe, empfinden dies so. Es wird ihnen ja auch oft genug von der Gesellschaft vermittelt. Natürlich gibt es im Islam auch Dinge, die der Frau Rechte einräumen, die sie in manch westlicher Gesellschaft nicht hat. Zum Beispiel, dass alle von ihr in die Ehe eingebrachten Gegenstände ihr Eigentum bleiben oder dass von ihr verdientes Geld nur ihrem persönlichen Vergnügen dient und nicht dem Unterhalt der Familie. Das ist für mich aber auch keine Gleichberechtigung, denn dort wird der Mann benachteiligt.
Ob in Europa die Frauen tatsächlich gleichberechtigt sind, ist ja auch sehr fraglich - in Gehaltsfragen sind sie es zum Beispiel nicht, aber auch wenn es um die Verbindung von Kindern und der beruflichen Karriere geht, gibt es noch viel Nachholbedarf. Zumindest sind aber geschlechtsdiskriminierende Gesetze, wie z.B. die erforderliche Erlaubnis des Ehemannes für die Berufstätigkeit der Ehefrau, die auch in Deutschland bis 1977 benötigt wurde, abgeschafft.
In Antwort auf:· Tradition und die Sitten in den ländlichen Gegenden könnte ein Grund sein · Ignoranz vieler Muslime (Großteil ist Analphabet) · Die Zwänge des Lebens (sprich: Kinder, Haushalt ..etc ) hindern die Frauen daran, zum Freitagsgebet zu gehen.
Hallo Bavarois, mit Tradition und Sitten in den ländlichen Gebieten bin ich als Grund einverstanden, aber es kann nicht der einzige Grund sein, denn meine Beobachtungen stammen aus Algier. Auch mit Ignoranz vieler Muslime bin ich einverstanden, obwohl ich es nicht auf Analphabetentum zurück führen würde, zumindest nicht in Algerien, dass ja in den 60er-Jahren eine Alphabetiesierungswelle erlebte. Die Zwänge des Lebens - da würde ich ja sagen, vielleicht könnte man diese ja auch mal durch jemanden anders ausführen lassen? Ältere Geschwister, Oma oder vielleicht sogar der Mann? (das soll es geben, hab ich gehört )
In Antwort auf:Noch eins, was meine Frau hier in Deutschland bei 3id-Gebeten in einem Zentrum beobachtet hat: Chaos herrschte im Gebetsraum der Frauen – man glaubte sich auf einem Souk – Die Frauen machen ihren Problemen Luft in der Moschee. Während der Predigt hören die Frauen nicht auf, miteinander zu reden. Das ist ein natürlich kein Verhalten. In einer Moschee soll man ruhig bleiben und nicht über die „Welt“ und „Diesseits“ reden. Dass sie während der Predigt reden, ist sogar eine Unverschämtheit und höchst unhöflich. Anders und woanders kann ich es mir nicht vorstellen. Anstatt von dieser Anwesenheit in der Moschee zu profitieren, geht man eher mit „Ithm“ nach Hause zurück. Was haben sie davon? Fazit: Wenn es so ist, ist est indizierter für die Frauen, zu Hause zu bleiben.
Natürlich sollten Frauen in der Moschee nicht "dumm tüch" quatschen, aber so wie Du es schreibst, es sei dann "indizierter", dass sie zu Hause bleiben, ist irgendwie so von oben herab. Nach dem Motto, Frauen schnattern eh nur dumm rum, dann ist es doch viel besser, wenn sie Männer die natürlich nur ernsthafte Konversation betreiben und dabei in der Moschee die Probleme der Welt lösen, in Ruhe lassen. Beste Grüße Maha
"Der Analphabetismus nimmt bedenklich zu: Mehr als sieben Millionen Algerier können nicht lesen und schreiben, viele Familien schicken angesichts ihres ständig sinkenden Lebensstandards ihre Kinder - und besonders die Mädchen - nicht mehr in die Schule. Die langen Reihen von Kindern auf dem Weg zur Schule, die man früher selbst in entlegenen Dörfern sehen konnte, sind inzwischen viel dünner geworden.
Also zum Einen das ist fast ein fünftel der Bevölkerung. Zum Zweiten: Das heißt nicht unbedingt, dass Alphabetisierung gleich ein "Islamexperte" sein. Ohne um den heißen Brei herum zu laufen. Es ist auch nicht realistisch, dass alle Muslime an einem Gebet in einer Moschee gleichzeitig teilnehmen. Oder anders: Welche Kirche könnte alle Christen gleizeitig am Sonntag empfangen? Wichtig ist: Weder Koran noch Sunna verbieten den Frauen den Moscheegang. Im Gegensatz zum Mann wurde die Frau von dieser Pflicht "befreit" genauso bei der Menstruation verrichtet sie kein Gebet und muss nicht nachholen. Es ist nicht der "Phallokratie" zuzuschreiben, dass die Situation so ist. Die Gründe sind woanders zu suchen. Empirische Untersuchung? Umfrage? Warum nicht? Oder muss man einen Soziologen fragen?
Zum anderen Punkt: Ich hatte keine Absicht, von oben herab die Frauen zu betrachten. Ich habe keinen Grund. Daher habe ich auch bei der Wortwahl genau aufgepasst, dass man mich falsch interpretiert. Ich habe geschrieben "indizierter" Von mir aus können sie dabei sein. Stört mich gar nicht.
Ich möchte auch darauf aufmerksam machen, dass in der Moschee keine UNO-Versammlung stattfindet. Da sind die sozialen Probleme nicht an der Tagesordnung. Der Imam hält einen Vortrag vor dem Freitagsgebet und die Gläubigen hören zu. Es gibt einen Dialog erst am Ende und wenn jemand eine Frage (über Religiöses) hat. Bei der Predigt muss man die Klappe halten, sonst ist sein Freitagsgebet ungültig.
Ehrlich gesagt, unsere Gesellschaft hat noch ernshaftere Probleme als dieses, die uns zum Grübeln führen und Kopfzerbrechen bereiten.
so schnell lassen wir uns nicht vertreiben...;) Ich habe Dir auch nicht unterstellen wollen, Frauen von oben herab zu betrachten, sondern ich habe nur beschreben wollen, wie man die oben zitierten Aussagen des Textes auch verstehen kann. Das habe ich versucht oben darzulegen - also nichts für ungut.
Was den von Dir verlinkten Artikel betrifft: er stammt aus dem Jahr 1998 und arbeitet also mit Zahlen aus dem schwarzen Jahrzehnt. Das dort vermehrt kein Schulbesuch mehr stattfinden konnte, ist sicherlich ein Grund für das Ansteigen des Analphabetentums. Fraglich ist nur für mich, ob dies nunmehr beinahe 10 Jahre nach erscheinen dieses Artikels auch noch gilt? Ich kenne andere und aktuellere Zahlen, allerdings von offiziller algerischer Stelle, die ich auch gerne nochmal nachträglich poste.
Beste Grüße Eva Maha (die vom Baum der Erkenntnis naschte und dennoch im Paradies bleiben möchte)
danke für deine Ausführungen. Ich finde es schön, dass du für mehr Rechte für die Frauen in Algerien bist. Das bin ich auch. Dass es Mißstände gibt, die es zu bekämpfen gibt, sind wir uns einig. Aber ein Mißstand ist Mißstand erst wenn er von einer Mehrheit in der betroffenen Gesellschaft als solches empfunden wird. Dafür muss es zuerst öffentlich thematisiert werden. Du bist wenn ich dich richtig verstanden habe, in Deutschland sozialisiert worden. Das heisst, die meisten Sachen, die du in Algerien anders sehen möchtest, hast du in Deutschland bereits so vorgefunden. Du kannst damit gut leben und du hast noch einige keine weitere Ansprüche bzw. Kritik. Diese kleine Ansprüche, die du in Deutschland hast. Sind vergleichbar in ihrer "Weite" mit den Ansprüchen, die die Algerier in ihrer Gesellschaft haben können und nicht viel mehr. Wie sagt man schon, "der Apfel fällt nicht sehr weit vom Stamm" oder etwas ähnliches. Ich weiss nicht, ob ich mich deutlich ausgedrückt habe. Die Entwicklung, die Deutschland erlebt hat, war manchmal sehr bitter und opferreich, bis sie den Stand von heute hat. Der Stand von heute ist das Ergebnis eines Prozesses, den nicht viele Länder in der Welt durchgemacht haben. Übrigens es gibt u.a. asiatische Gesellschaften, wo der Islam nichts damit zu tun hat, wo die Stellung der Frau bemitleidenswert ist. Auch in sogenannten entwickelten Ländern. Es ist nur schade, dass heute die Scheinwerfer der Medien mehr auf den Islam scheinen als auf die gesellschaftlichen Verhältnissen, die zu radikalen Verhaltensweisen führen.
Nur Etwas zu diesem Passage: "sie machen eine Ausbildung, studieren und arbeiten, dann aber auf die Gefahr hin, dass sie keiner mehr will. Das ist jetzt bewusst etwas überzogen ausgedrückt, aber viele junge Frauen, mit denen ich gesprochen habe, empfinden dies so."
ich habe viele ehemaligen deutsche Kommilitoninen, die ähnliches erleben, was du da gerade in Algerien beschreibst.
meine Meinung hat sicherlich auch etwas mit meiner Sozialisation zu tun, dennoch sind auch viele junge Frauen, die in Algerien sozialisiert wurden, ähnlicher Meinung - zumindest diejenigen, mit denen ich darüber gesprochen habe. Dazu braucht es ja eigentlich auch keinen Blick oder Zugang nach Europa, sondern nur den Blick zurück in die Geschichte. Im sozilistischen Algerien hatten Rechte der Frauen und ihre Umsetzung einen gesellschaftspolitisch höheren Stellenwert. Mit der Rückbesinnung auf eine islamische Gesellschaftsordnung hat sich dies geändert. Meiner Meinung besteht übrigens trotz ähnlicher Problemlage ein fundamentaler Unterschied zwischen einer unverheirateten algerischen und einer unverheirateten deutschen Akademikerin - der Status der deutschen Akademikerin in ihrer Gesellschaft hängt nicht so sehr von einer Ehe ab, wie der einer algerischen Akademikerin. In Algerien muss man als Frau in einem bestimmten Alter einfach verheiratet sein, alles andere ist in der Familie und Gesellschaft meh als schwierig.
Beste Grüße und layla saida Maha "Eva-Emma-Alice" Schwarzer
ich fürchte, wenn du von der sozialistischen Zeit sprichst, meinst du leider nur Algier und eventuell eine oder zwei Großstädten im Lande. Ich spreche von ganz Algerien und ich unterstelle Mal (nicht böse), dass ich dieses Land besser kenne. Ich weiss nicht, ob die jungen Damen, die du ansprichst, für eine empirische Untersuchung in ganz Algerien representativ sind ?
Ist es typisch für Juristen immer noch, dass sie nur Fakten nebeneinander stellen und der Prozess und die Gründe ausblenden ?
Kennst du die Familienverhältnisse in Deutschland vor der Studentenbewegung der 68er ? Als Juristin solltest du wissen, dass bis ca. mitte der 70er Jahren ein deutscher Mann eine ausländische Frau heiraten konnte und sie hier "behalten" durfte und umgekehrt für eine deutsche Frau galt dies noch nicht. Das ist nicht so lange her ! Na ja, schon als Studenten an der Uni hatten wir Schwierigkeiten uns mit Jura-Studenten und Betriebswirtschaftler zu reden. Dies hatte damals nichts mit der Herkunft sondern mit persönlichen Werten. Das ist aber gut so !
Das mit Alice Schwarzer habe ich nicht verstanden ? Sonst habe viele Bewunderung für diese Dame. Sie hat mutig viel in IHRER Gesellschaft bewegt und teilweise geändert (ab den 70er Jahren).
jetzt liest sich Dein Text trotz Smiley aber ein bißchen unfair, oder nicht? Kann man den Wert von Aussagen eines Menschen an der Studienrichtung fest machen und dann vermuten, dass diese nicht reflektiert sind?
Ich habe übrigens oben geschrieben, dass bis 1977 auch in Deutschland ein Familienrecht galt, das diskriminierend und benachteiligend war. Und bestimmt sind die jungen Frauen, mit denen ich spreche, nicht repräsentativ für die gesamte Gesellschaft, aber sie stammen nicht nur aus Algier sondern auch aus der Kabylei und aus vielen verschiedenen Familien. Und auch wenn sie über die Ursachen und sogar über die Bewertung der Situation unterschiedlicher Meinung sind, so ist ihnen doch eine Aussage gemein: sie empfinden, dass die algerische Gesellschaft strenger und wertkonservativer geworden ist und religiöser geprägt. Sie sagen vielfach, dass es für sie teilweise schwerer ist, als für die Generation ihrer Mütter war - selbst im kabylischen Dorf. Wobei ja gerade manche Dörfer in der Kabylei durch große Liberalität auszeichnen oder ausgezeichnet haben.
Tja, Alice Schwarzer - mir hat an ihr vor allem gut gefallen, dass sie sich getraut hat, Misstände zu benennen und den Finger in die Wunde zu legen. Ich freue mich, dass es auch in Algerien Frauen gibt, die bereit sind, über solche Dinge zu schreiben oder zu reden. Und selbst wenn es nur eine Minderheit der jungen Frauen ist, die so empfinden, so lohnt es sich trotzdem ihnen zu zuhören und ihren Blick auf die Gesellschaft weiter zu verbreiten. Es muss ihnen zumindest möglich sein, selbst zu bestimmen, wie sie ihr Leben leben wollen - mit oder ohne Kopftuch, mit oder ohne Religion und wie weit sie ihre persönlichen Freiheiten leben wollen. Als junge Frau im heiratsfähigen Alter kann man sich in Algerien sehr unfrei fühlen. Man gehe nur mal alleine oder auch in der Gruppe an ein paar"Mauerstützen" vorbei, das ist teilweise Aggression pur (inkl. Anfassen) statt flirten.
ich will nun auch ein ganz klein wenig hierzu beitragen. Ich haben im "sozialistischen" Algerien von 1982 bis 1986 gelebt. Meine Erfahrungen mögen nicht repräsentativ sein. Ich kenne oder besser gesagt kannte soweit es mir möglich war Algier und einige seiner Bewohner ganz gut. In Algier fand ich ab und zu als Frau "Luft" zum Atmen und fühlte mich fast wie zu Hause.
Gelebt habe ich allerdings Teils in Tébessa und Teils in Oum-El-Bouaghi und dort sah bereits im sozialistischen Algerien und sieht noch heute im Jahr 2007 die Situation für Frauen ganz anders aus. Wenn es Veränderungen gab, dann sind sie so gering, dass man es erst nach längerem Aufenthalt sehen könnte. Frauen spielten und spielen dort in der Öffentlichkeit so gut wie keine Rolle. Um es ganz oberflächlich auszudrücken, im Sozialismus trug man "Melaya" nach dem Sozialismus trug man "Hidjab". Im Sozialismus konnte man einigermaßen sicher sein, dass die Frauen im "Melaya" eher der traditionellen Rolle entsprachen, der "Hidjab" zeigt das nicht mehr. Allerdings hat er auch Vorteile in dieser und ähnlichen Gegenden gebracht, weil dieses Kleidungsstück auch (nicht nur) dazu führte, dass die Frauen sich mehr in der Öffentlichkeit bewegen.
Ich meinte mich auch zu erinnern, dass es das sozialistische Algerien war, welches durch ein rigoroses Familiengesetz 1984/1985 erst in rechtlicher Hinsicht ins Abseits stellte.
Im Osten des Landes gab es schon damals konservative Gegenden. Es ist richtig, dass eine frauenfreundlichere Politik Rahmenbedingungen schaffen könnte. Denoch sind die traditionellen Wurzeln stark und tief verankert. Für einige meiner Schwägerinnen waren die Frauen aus Algier fast Exoten. Trotz normaler Schulbildung verstehen meine Schwägerinnen und selbst ihre Töchter ihre Rolle als Frau teilweise ganz anders. Ihnen käme es gar nicht in den Sinn etwas anderes zu wollen.
Es gehört zwar nicht hierher. Zu diesem Thema kann ich den algerischen Kurzfilm: "Le tuteur de madame la ministre" von der kabylischen Regisseurin Djamila Amzal empfehlen. Falls der mal irgendwo erscheint, dann unbedingt ansehen. Er ist zwar auf tamazight mit französischen Untertiteln, aber trotzdem...